Volksstimme Interview zur Interkulturellen Beschulung an unserer Schule
Schulleiter Hans-Wolfgang Frase beantwortet Fragen von Volksstimme Redakteur Martin Rieß zum Programm in den Klassen mit Flüchtlingen Quelle: Volksstimme 12. Januar 2016, Bild: BbS "Hermann Beims" Magdeburg
Worin sehen Sie die besonderen Herausforderungen?
Der Erwerb der Sprache und das Kennenlernen unserer Kultur sind die fundamentalen Aufgaben. Eine besondere Herausforderung ist auch der unterschiedliche Leistungsstand der Schüler: Wir haben unter ihnen solche, die schon an weiterführenden Einrichtungen wie unserem Gymnasium gelernt haben. Auf der anderen Seite haben wir solche, die nur ihre Muttersprache und damit in vielen Fällen unser Alphabet nicht kennen. Und dann gibt es auch einige, die als Analphabeten hierherkommen.
Kann man bei einer solch vielfältigen Mischung allen Anforderungen gerecht werden?
Wenn der Spracherwerb weit genug fortgeschritten ist, wählen die Schüler einen passenden Ausbildungsweg. Zum einen verfügen wir über eine gute Zusammenarbeit mit dem Landesschulamt und können somit, wenn die besonders leistungsstarken Schüler noch nicht zu alt sind und sich für diesen Weg interessieren, diese an die weiterführenden Schulen der Allgemeinbildung - z.B. die IGS „Regine Hildebrandt“- überweisen
Auf der anderen Seite bieten die berufsbildenden Schulen mit der dualen Ausbildung, den Berufsfachschulen, der Fachoberschule und dem Fachgymnasium Möglichkeiten, die sämtliche Wege in Ausbildung und Studium öffnen. Ich glaube, dass auch viele der jugendlichen Flüchtlinge über kurz oder lang gute Ergebnisse erzielen werden. Denn bei vielen von ihnen habe ich eine Motivation bemerkt, die ich bei manchem Einheimischen vermisse.
Wenn Sie den Erwerb der deutschen Sprache mit der Berufsorientierung im berufsvorbereitenden Jahr (BVJ) kombinieren, dürfte es schwer fallen, mit den Standard-Lehrplänen zu arbeiten.
Das stimmt. Die Kollegen an unserer Schule haben ein Programm entwickelt, mit dem der Spracherwerb nicht zuletzt anhand der Fachbegriffe aus den einzelnen Berufsbereichen erfolgt. Zudem setzen wir auch im BVJ auf einen hohen Praxisanteil, der unabhängig von der Sprache funktioniert. Wichtig ist vor allem, dass die Schüler am Ende des Jahres die Leistungen nachweisen können, die für einen erfolgreichen BVJ-Abschluss und dem Erwerb eines Hauptschulabschlusses erforderlich sind. Bei diesen fachlichen Anforderungen gilt wie bei allen anderen Regeln in unserer Schule: Es gibt keine Unterschiede zwischen Deutschen und Zuwanderern.